Von Maximilian Gette und Aaron Jäger
Am 17.06.2024 fand das alljährliche Global Media Forum im alten in Bundestag in Bonn statt. Hier versammelten sich interessante Persönlichkeiten aus dem Journalismus, der Politik und dem Aktivismus, um die derzeitigen international relevanten Themen zu besprechen. Im Fokus stand der Zustand des Journalismus und der Umgang mit kontroversen Meinungen.
Einer der wohl interessantesten Speaker*innen war der südafrikanische Richter des Verfassungsgerichtes Albie Sachs. Dieser war zugeschaltet über einen Livestream. Dieser begann seine leider nur sehr kurze Rede mit der Nacherzählung eines traumatischen Ereignisses, welches ihm am 7. April 1988 widerfahren ist: In seinem Auto wurde von den Agent*innen des Militärgeheimdienstes unter dem Kommando von Henri van der Westhuizen eine Bombe platziert, welche beim Öffnen des Autos detonierte. Hierbei verlor Albie Sachs seinen rechten Arm und er wurde auf einem Auge blind, glücklicherweise überlebte er diesen Vorfall. Während seiner Genesung im Krankenhaus schrieb Albie Sachs sein Buch „The Soft Vengeance of a Freedom Fighter“ in dem er über diesen Vorfall berichtet und seine Geschichte erzählt.
Agree to disagree
Trotz dieses Vorfalls steht für Sachs fest, dass Meinungsverschiedenheiten ausgesprochen werden müssen. Selbst ein Gespräch mit seinen „Enemies“, wie er sie nennt, ist zwingend notwendig, um gemeinsam zu einer Kompromisslösung zu kommen. Dabei betonte er den Unterschied zwischen „compromise“ und „accomodate“. Das Wort „compromise“ ist laut Sachs negativ konnotiert und bezieht sich auf eine Zwangslösung. „Accomodate“ hingegen ist ein Aufeinanderzugehen und das Wort seiner Wahl, wenn es um hitzige Debatten mit deutlich unterschiedlichen Meinungen geht.
Finding a common ground
Wir haben die Moderatorin des Global Media Forums Liz Shoo zu diesem Thema befragt:
Gibt es bewährte Strategien, die helfen können, in kontroversen Diskussionen eine gemeinsame Basis zu finden?
„Bei kontroversen Themen ist es essenziell, dass man emphatisch rüberkommt, der anderen Partei zuhört und ihr das Gefühl gibt, dass man sich für sie interessiert“. Auf diese Weise ist es wahrscheinlicher, dass man zu einer Annäherung oder Übereinstimmung gelangt. Man sollte aber nicht frustriert oder enttäuscht sein, wenn man zu keinem Ergebnis kommt, da das bei kontroversen Themen oft sehr schwierig ist, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Die Aufgabe als Moderatorin besteht nicht darin, in einer Debatte mitzudiskutieren, sondern unterschiedliche Meinungen in einem respektvollen Rahmen zueinanderzubringen. Debatten, die sich ausschließlich um eine Lagebeschreibung drehen, sollten durch die Hand eines Moderators zu einer Debatte über Lösungsvansätze geführt werden.
Lernen für die Zukunft
Albie Sachs und seine sowohl tragische als auch faszinierende Geschichte lehren uns, dass das Aufeinanderzugehen selbst in Zeiten der größten Feindseligkeit unabdingbar ist. Eine gemeinsame Lösung zu finden ist essenziell, wenn es um den Erhalt des gesellschaftlichen Friedens und der Gestaltung der Zukunft geht. Vor allem in Zeiten des Krieges und der Konflikte, welche sich immer häufiger ereignen, ist eine gemeinschaftliche Problemfindung wichtiger denn je.
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