Eine Diskussion darüber, wie Demokratie durch den Einfluss von Frauen und Minderheiten gestärkt werden kann.
Von Kai Frank und Simon Kerling
Die Diskussion „The power of democracy” fiel heute unter den fünften Programmpunkt des diesjährigen Global Media Forums am 17.06.2024 im alten Bundestag in Bonn. Für diesen Austausch kamen die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, Friedensnobelpreis-Trägerin Maria Ressa und die aus Uganda stammende Multimedia-Award-Gewinnerin Culton Scovia zusammen. Zu keinem Zeitpunkt des Global Media Forums 2024 war der Saal so gefüllt und aktiv. Eingeleitet wurde die Diskussion von der Moderatorin des Global Media Forums Liz Shoo.
Die Diskussion begann mit einem Austausch über den Zustand der Demokratie in den Ländern der Diskussionsteilnehmerinnen. Während Annalena Baerbock aussagte, dass die seit 75 Jahren bestehende Demokratie niemals fertig sei und man sie „jeden Tag verbessern kann“, berichtete Maria Ressa über die Lage der Demokratie auf den Philippinen. Der Zustand der Demokratie dort ist laut ihr in einem „rauen Zustand“, nachdem die Philippinen schwere Jahre hinter sich haben, mit einem nicht endenden Krieg gegen Drogen. Auch der politische Zustand in Uganda ist laut Culton Scovia schlecht, da beispielsweise Aktivistinnen von Bodyguards eines männlichen Politikers geschlagen wurden. Maria Ressa leitete über diese Aussage die Diskussion in eine nun neue Richtung ein, indem sie nun darauf aufmerksam machte, dass 2024 weltweit ein „kritisches Jahr für die Demokratie“ sein wird.
Im weiteren Verlauf kamen die Diskussionsteilnehmerinnen darauf zu sprechen, wie wichtig Frauen in einer Demokratie sind, diese es aber dennoch weltweit weiterhin schwieriger als Männer haben werden, besonders in einem journalistischen oder politischen Beruf. So wurden laut Maria Ressa weibliche Journalistinnen auf den Philippinen online zehnmal öfter angegriffen als Männer. Maria Ressa hat es selber erlebt, als sie zu bestimmten Zeiten als Aktivistin pro Stunde mehr als 90 Hassnachrichten bekam. Die Diskussion thematisierte von nun an die wichtige Rolle von Frauen in einer Demokratie. Vor allem, wie diese als öffentliche Personen, sei es politisch oder journalistisch, unter Angriffen leiden müssen. So wurde beispielsweise über Annalena Baerbock verbreitet, diese sei eine ehemalige Prostituierte, oder ein ehemaliger Pornostar. Auch Maria Ressa hat es am eigenen Leib erlebt, als man online ihr Gesicht auf männliche Genitalien photoshoppte.
Die wichtige Rolle von Frauen innerhalb einer Demokratie bestätigte später auch nochmal die Diskussionsteilnehmerin Culton Scovia in einem privat geführten Interview. Sie versteht unter Demokratie einen sehr facettenreichen Begriff, den man als zusätzlich sehr divers betrachten kann. In einem Vergleich sagte sie, Demokratie sei wie ein Tisch: Würde man von diesem ein Bein abschrauben, so würde dieser nicht mehr stehen können. Hiermit unterstrich sie nochmals die Bedeutung von Frauen innerhalb einer demokratischen Gesellschaft, denn ohne diese würde eine solche Gesellschaft nicht funktionsfähig sein. Im Interview sagte sie abschließend: „Eine Demokratie kann nicht funktionieren, solang Frauen nicht die ihre zustehende Macht in der Gesellschaft bekommen“.
Im weiteren Verlauf der Diskussion über die Macht der Demokratie, kamen die Diskussionspartnerinnen noch auf Themen wie Social Media und künstliche Intelligenz zu sprechen. Auch diese können einen hohen Einfluss auf die Demokratie in einem Land haben. Maria Ressa führte hier vor allem an, dass Menschen von Technologie beeinflusst werden, solange es keine gesetzlichen Einschränkungen für diese Technologien gibt. Laut ihr geht es auch nicht um den Content welcher die Menschen beeinflusst, sondern es geht alles um „persönliche Daten und Technologie“.
Zum Ende hin waren sich alle Diskussionsteilnehmerinnen darüber einig, dass man auf jeden Fall ins Gespräch kommen muss und aus seiner eigenen „Informationsbubble“, wie Annalena Baerbock es nannte, rauskommt, um eine neue Sicht auf Dinge zu erlangen. Die Diskussion war zeitlich limitiert, weshalb die Moderatorin noch vor endgültiger Aussprache der Diskussionsteilnehmerinnen die Diskussion beenden musste, woraufhin das Publikum die drei Partizipatorinnen mit Applaus verabschiedete. Ein großer Teil des Publikums begab sich nach Ende der Diskussion noch für einen persönlichen Austausch in Richtung Annalena Baerbock, Maria Ressa und Culton.
Keine Antworten