Wie lässt sich die Belastung mildern?
Von Felicia Schiefer und Julio Armendariz
Am 17.06.2024 fand im Rahmen des Global Media Forums (GMF) in Bonn eine Breakout-Session zum Thema „Mentale Gesundheit von Journalisten“ statt. Die Veranstaltung wurde von 15:30 bis 16:30 Uhr im ehemaligen Plenarsaal Bonn 1 des Bundestages abgehalten und vom Netzwerk Recherche moderiert und interaktiv gestaltet.
An der Diskussionsmoderation nahmen Malte Werner (Journalist), Emma Thomasson (Journalistin und Coach), Luten Leinhos (ZDF) sowie Mar Cabra (The Self-Investigation, Pulitzer-Preisträger) teil. Alle Teilnehmende berichteten selbst, ein Burnout erlitten zu haben oder erzählten von anderen prägenden Erlebnissen des Journalismusalltags wie den Tsunami 2004 in Thailand oder bei der Tätigkeit als Korrespondent*in im Kriegsgebiet. Alle diese Menschen haben den Journalismus zwischenzeitlich verlassen.
Die Zahlen, die in der Session präsentiert wurden, sind alarmierend: Jede*r fünfte Journalist*in in Deutschland fühlt sich häufig gestresst. In Kanada gab sogar eine*r von zehn Journalist*innen an, unter suizidalen Gedanken zu leiden – ausgelöst durch Faktoren wie Gewalt, Kriege, Personen im Arbeitsleben oder auch beispielsweise die Klimakrise.
Entgegen der landläufigen Meinung liegen die Ursachen für Burnout nicht in der persönlichen Leistungsfähigkeit, sondern in mangelndem Stressmanagement, strukturellen Problemen der Branche und der Unfähigkeit „Nein“ zu sagen. Der ständige Druck, jederzeit erreichbar sein zu müssen, trägt zusätzlich zur psychischen Belastung bei.
Zwar gibt es für Journalist*innen psychologische Unterstützungsangebote, diese werden jedoch kaum in Anspruch genommen. Die Teilnehmenden betonten, dass Führungskräfte im Umgang mit der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden geschult werden müssen. Regelmäßige Gespräche und eine offene Fehlerkultur könnten hier entscheidend zur Prävention beitragen.
Auf persönlicher Ebene müssen Journalist*innen lernen, „Nein“ zu sagen und Pausen einzulegen, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben. Emma Thomasson betonte:
„Mommy smile! My son tried to force the corners of my mouth up with his small, sticky fingers. I`m not sure exactly when I stopped smiling. But I knew I had a problem when I started going back to bed in the daytime to hide under the covers. Not on the weekdays of course. Despite hitting bottom, I kept working, I was worried that if I stopped going into the office, I would really fall apart. So I kept putting on a happy face for the Job. There were few smiles left for my family.“
Emma Thomasson
Abschließend wurde eine länderübergreifende Veranstaltung zum Erfahrungsaustausch für den 08. bis10. 10. 2024 angekündigt. Ziel ist es, gemeinsam Wege zur Verbesserung der Situation zu finden und ein Bewusstsein für die Bedeutung der mentalen Gesundheit von Journalist*innen zu schaffen.
#GMF24

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