Erfahrungen und Strategien im Kampf gegen Desinformation

Medienkompetenz als Schlüssel im Kampf gegen Desinformation

Von Selma Kirsch und Lilly Topp

Im Rahmen des Global Media Forums 2024 fand am Montagnachmittag ein Paneltalk zu dem Thema „Countering populism via media literacy“ statt. Unter der Moderation von Kristin Zeier sprachen die Redner*innen Viktor Pichuhin aus der Ukraine und Laima Venclauskiene aus Litauen über ihre Erfahrungen mit Desinformationen im eigenen Land und wie gegen diese vorgegangen wird.

Der Talk fand im Rahmen sogenannter „Breakout-Sessions“ statt. Diese sind von verschiedenen Stiftungen organisiert, um in kleineren Gruppen ins Gespräch zu kommen. Gastgeber des Panels über Populismus und Medienkompetenz war die Stiftung Entwicklung und Freiheit.

Viktor Pichuhin zu seinen Erfahrungen 

Viktor Pichuhin berichtet, dass er immer wieder Desinformationskampagnen in seiner Region begegnet. Diese beinhalten Fake News und Verschwörungstheorien, die sich auf Grund ihrer leichten Zugänglichkeit einfach verbreiten. Während es Fact-Checking-Seiten gibt, haben diese häufig wenig Aufrufe. Auch der Staat spielt, seines Erachtens, keine ausreichende Rolle, da dieser „too late and too clumsy“ handelt. Er sieht die Notwendigkeit, Anti-Desinformations-Kampagnen so zu gestalten, dass sie die Leute abholen – leicht zugänglich und eingängig. 

Als Journalist beschäftigt sich Viktor Pichuhin schon seit neun Jahren mit dem Thema Medienkompetenzen. In seiner Heimat Charkiv im Osten der Ukraine arbeitet er als Research- und Development-Direktor für das Medienportal Nakipelo. Er selbst entwickelt Strategien und Kampagnen, die Leute über verbreitete Desinformationen aufklären. 

Effektive Taktiken im Umgang mit Falschinformationen

Um erfolgreich gegen Desinformations-Kampagnen vorzugehen, so Pichuhin, muss diese von der Wurzel aus widerlegt werden, nach dem Motto „explaining rather than just calling out“. Der größte Teil der Bevölkerung habe keine Geduld, sich lange und komplizierte Berichte durchzulesen. Stattdessen sollte man von seinen Gegner*innen lernen, das heißt sich mit der Arbeit dieser Vertraut machen, sich fragen, warum diese so gut funktioniert, und schauen, welche Taktiken übernommen und verbessert werden können. Eine erfolgreiche Gegendarstellung sollte die Leute abholen und leicht verbreitbar sein. Dabei ist es zentral, die Nähe zur Bevölkerung zu wahren. Nur wer die wirklichen Sorgen der Menschen versteht und die Räume kennt, in denen sie sich bewegen, kann gezielt auf diese eingehen und die Antworten liefern, welche den Leuten fehlen. 

In einem nachfolgenden, persönlichem Gespräch mit Viktor Pichuhin erzählte er, wie seine Taktiken auch im persönlichem Leben Anschluss finden. Statt mit einer aggressiven Haltung gegenüberzutreten, sollte man lieber aufeinander eingehen und das Gegenüber dazu auffordern, zusammen zu „graben“ und die Wahrheit herauszufinden. Er selbst spricht aber auch aus der Erfahrung, dass es ein langer und anstrengender Prozess sei, jemanden, der tief zwischen Desinformationen gefangen ist, wieder rauszuholen. 

Der Paneltalk bot wertvolle Einblicke und praktische Strategien im Kampf gegen Desinformation und unterstrich die Bedeutung von Medienkompetenz und Geduld im Umgang mit populistischen Narrativen.

#GMF24

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